Weimar

Als „Wiege der Deutschen Klassik“ wurde sie bezeichnet, und selbst lange bevor Goethe, Schiller, Herder und Wieland eine der großen europäischen Kulturepochen begründeten, lebten und arbeiteten Lucas Cranach und Johann Sebastian Bach in der Stadt an der Ilm. Nach dem Ende des „Goldenen Zeitalters“ gingen von hier mit dem Wirken von Franz Liszt und Richard Strauss, von Henry van de Velde und dem Weimarer Bauhaus um Walter Gropius entscheidende Impulse für die Moderne aus.

Mit der Errichtung des Konzentrationslagers Buchenwald auf dem Ettersberg in unmittelbarer Nähe zu den Stätten der deutschen Klassik wird mit dieser Tradition so nachhaltig gebrochen, dass der Schatten vom Ettersberg auf Weimar fiel und für alle Zeiten mahnend und unauslöschlich die Geschichte der Stadt verdunkeln wird.

Richard Wagner und Weimar

Franz Liszt, pianistischer Superstar, späterer Schwiegervater Richard Wagners, lebte von 1848 bis 1861 in Weimar, von 1848 bis 1858 als musikalischer Leiter der Hofkapelle und des Musiktheaters. Franz Liszt erreichte für Wagner in Weimar den entscheidenden Durchbruch zum Erfolg mit der Inszenierung von dessen Opern TANNHÄUISER (16.2.1849, Geburtstag von Großherzogin Maria Pawlowna), LOHENGRIN (28.8.1850, Uraufführung) und DER FLIEGENDE HOLLÄNDER (16.2.1853). Auf seiner Flucht vor dem Steckbrief nach dem Dresdner Maiaufstand 1849 war Wagner kurz zu Gast in Weimar und floh dann weiter in die Schweiz, denn auch in Weimar drohte der Vollzug des Haftbefehls. Weimar hatte bereits Erfahrung mit der Inhaftierung bedeutender Komponisten. Johann Sebastian Bach hatte dieses Schicksal bereits ereilt. Der 1856/57 entstandene Plan, im Weimarer Park ein Wagner-Festspielhaus zu bauen, scheiterte. Zum Tonkünstlerfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Weimar im August 1861 waren Liszt und der inzwischen begnadigte Wagner die gefeierten Komponisten.

Richard-Wagner-Verband Weimar e.V.

a) 1891 Gründung des Richard Wagner Zweigverein Weimar im Allgemeinen Richard Wagner Verein

Als Richard Strauss 1889 nach Weimar kam, gab es hier den Allgemeinen Richard Wagner-Verein, Ortsvertretung Weimar. Nach dem Vorbild Mannheims hatten sich in den 1870er Jahren zahlreiche Ortsvereine, auch in Weimar, gegründet, denen es um die Förderung der Wagner-Aufführungen in Bayreuth ging.  Richard Strauss hatte von Juni bis August 1889 eine musikalische Assistenz in Bayreuth und war erfreut, dass es einen Wagner-Verein in der Stadt an der Ilm gab. Am 8. Dezember 1889 schrieb er an die Eltern, er beabsichtige den Weimarer Wagner-Verein, der ganz schlecht sei, neu zu organisieren. Am gleichen Tag schrieb er auch an Cosima Wagner und sprach von einer „Auffrischung“ des hiesigen Wagner-Vereins. Als Auffrischung erwies sich dann 1891 die Gründung des Richard Wagner – Zweigvereins Weimar im Allgemeinen Richard Wagner-Verein. Initiatoren waren Richard Strauss und sein Jugendfreund Arthur Seidl, der die meisten damit verbundenen organisatorischen Arbeiten übernahm, wobei Strauss vor allem Ideen und Strategien entwickelte.

Am 14. Dezember 1899 löste sich der Weimarer Zweigverein auf.

Richard Strauss, um 1900

b) 1912 Richard Wagner Verband Deutscher Frauen

Am 11. Januar 1912 wurde – einer Initiative von Erbgroßherzogin Pauline von Sachsen-Weimar-Eisenach folgend – die Ortsgruppe Weimar des Richard Wagner Verbandes deutscher Frauen gegründet und stand unter dem Protektorat von Großherzogin Feodora von Sachsen-Weimar-Eisenach. In der Zeit bis 1944 standen dem Verband vor:

  • Frau von Helldorf und Frau Anna Kekulé von Stradonitz bis 1930,
  • die Großherzogliche Kammersängerin Jenny Fleischer-Alt (jüdischer Herkunft, Freitod am 7.4.1942) bis 1933,
  • Frau Hellen Mueller-Schlenkhoff (Ehefrau des bis 1937 amtierenden Weimarer Oberbürgermeister Walter F. Mueller) in den Jahren 1935 bis 1944.

Jedes Jahr gedenken unsere Mitglieder der Großherzoglichen Kammersängerin Jenny Fleischer-Alt an ihrem Todestag gemeinsam mit der Stadt Weimar und der Bauhaus-Universität Weimar.

Kranzniederlegung vor dem Wohnhaus von Jenny Fleischer-Alt

c) 1990 Richard Wagner Verband Weimar e.V.

Nach einer zwangsweisen Abstinenz kam es am 28. Mai 1990 zu einem bewussten Neuanfang in der Theatergaststätte Pierrot unter der Förderung des RWV des Weimarer Städtepartners Trier. In der ideellen Nachfolge des „Straussschen“ Wagner Verbandes initiierte die Staatskapelle Weimar in Person von Orchesterdirektor Hans Fischer diese Versammlung zur Neugründung. Am 23. Juni besuchten unsere Mitglieder gemeinsam mit den RWV Bayreuth und Trier eine Aufführung der Thüringer Nationaloper TANNHÄUSER im DNT. Im anschließenden Empfang der Staatskapelle im Foyer 1 sicherte der RWV Trier die ideelle und finanzielle Unterstützung für die Neugründung dankenswerterweise zu. Die festliche Gründung des RWV Weimar erfolgte dann am 17. November 1990 im DNT unter Teilnahme der deutschen Wagner-Verbände aus Baden-Baden, Braunschweig, Hannover, Köln, Nürnberg und Trier.

Im Jahr 2007 fand der Internationale Richard Wagner Kongress der deutschen und internationalen Richard-Wagner-Verbände in Weimar statt.